Depression nach der Rückkehr aus dem Urlaub

21. Juli 2020 J P

Depression nach der Rückkehr aus dem Urlaub

In der letztjährigen Reha habe ich mir viele Gedanken über mich, mein Leben, die Vergangenheit und die Zukunft gemacht. Dabei wurde mir nochmals so richtig bewusst, was das wichtigste in meinem Leben ist und immer sein wird: Meine Tochter!

Nach meiner Rückkehr beschloss ich, mit meiner Tochter etwas Besonderes zu machen. Etwas das sie ihr Leben lang in Erinnerung behalten sollte. Eine tolle Reise.

Urlaub mit meiner TochterGranderoute des Alpes

So fuhr ich mit ihr ins Reisebüro und wir kamen mit einer Bali-Reise in der Tasche wieder zurück. Diese sollte in den Osterferien 2020 stattfinden und 2 Wochen dauern. Leider wurde diese Reise aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Reisebeschränkungen storniert und konnte, verständlicherweise, nicht stattfinden.

Da ich mir ja bereits im Winter den Camper zugelegt hatte (warum steht in meinem Artikel hier!) und sich die Reisebeschränkungen zwischenzeitlich wieder gelockert hatten, beschlossen wir in den Sommerferien mit dem Wohnmobil zu verreisen. Ist zwar nicht Bali, aber Hauptsache wir verbringen gemeinsam Zeit miteinander und bekommen etwas zu sehen. So entschieden wir uns für eine Mischung aus Bergen und Meer und beschlossen über die Route Grandes Alpes, die vom Genfer See quer durch die Alpen bis zum Mittelmeer führt, bis zur Cote d‘Azur zu fahren. (Den Reisebericht gibt es hier!).

Französische Alpen

Alles in allem ein gelungener Urlaub, der uns beiden Spaß gemacht hat. Wir ließen uns Zeit, fuhren täglich einige Kilometer und genossen die Abende am Camper mit chillen, grillen, lesen oder auch online, was bei einer 12-jährigen, die stetig in Kontakt mit ihren Freunden sein muss, wohl dazu gehört.

Während der Fahrten durch die Berge oder an der Küste entlang, führte mich meine Tochter in ihre „Teenie“-Welt ein. Wir hörten Podcasts von bekannten YouTube Stars und ich bekam die angesagten Playlists der jungen Generation zu hören. Ich hatte auch den Eindruck, dass uns die vielen gemeinsamen Stunden und Gespräche ein Stück weit näher zusammen gebracht haben.

Alles in allemCote d'Azur ein tolles Erlebnis, welches uns nach 2,5 Wochen und 3000 km Fahrt wieder zurück nach Hause geführt hat, ohne dass wir nur ein einziges Mal aneinander geraten sind.

Rückfall in die Depression nach der Rückkehr aus dem Urlaub

Leider folgte der mentale Rückschlag dann nur wenige Tage später.

Ich weiß nicht, ob es jedem so geht. Bei mir ist nach jeder längeren Reise auch die Freude über das nach Hause kommen groß. So  war es auch dieses Mal.

Wenn ich dann aber wieder da bin, kommt schnell die Erkenntnis, dass auch alle Dinge wieder da sind, die an mir zerren, nagen und mich wieder unter Druck setzen.

Im Urlaub und auf Reisen bin ich immer im Hier und Jetzt. Kann mich auf die schönen Dinge vor Ort konzentrieren, die Route für den nächsten Tag planen, die Fotos der letzten Tage genießen und alles andere ist weit weg.

Kaum wieder zurück, muss ich feststellen, dass auch die Probleme immer noch da sind und sich nicht nur wegen meiner Abwesenheit in Luft aufgelöst haben. Ein Streit in privaten Umfeld, wegen meiner zu langen Abwesenheit, gab mir dann aber den Rest und war der Tropfen, der das Fass bei mir wieder zum Überlaufen brachte.

Ich steckte wieder in einer tiefen Depression.

Aufarbeitung und Ursachenforschung

Rückblickend betrachtet, war es wohl in den vergangenen Wochen doch alles etwas viel. Ich hatte mich wieder übernommen.

Die erste Tour mit dem Camper an Pfingsten, über den Feiertag das nächste lange Wochenende mit der Freundin, darauf die Woche campen mit den Kumpels und wieder eine Woche drauf schon der Urlaub mit der Tochter. Zwischenzeitlich immer noch Dinge am Camper zu erledigen und der ganz normale Wahnsinn, der sich Alltag nennt.

Alles in allem wenig Zeit zur Ruhe zu kommen, Sachen zu verarbeiten und sich mit gewissen Problemen die es gab auseinanderzusetzen.

Im Allgemeinen habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass ich dazu neige, zu verdrängen und vor meinen Problemen zu flüchten. Leider weiß ich nicht genau, welche Dinge das genau sind. Irgendetwas aus meiner Vergangenheit hängt mir noch zu sehr im Kittel und lässt mich nicht los bzw. sorgt dafür, dass ich immer wieder durch Kleinigkeiten aus der Bahn geworfen werde.

Durch das reisen mit dem Van und die dadurch entstehende räumliche Distanz zu meinen Alltagsproblemen, hatte ich gehofft die nötige Ruhe zu finden, um besser zu mir selbst zu finden und herauszufinden, was denn wirklich mein Problem ist.

Vielleicht muss ich wirklich auch mal komplett alleine losziehen. Ohne Plan, ohne konkretes Ziel, ohne Zeitlimit….

Aber jetzt muss ich erstmal wieder auf die Beine kommen und stabil werden, dann sehen wir weiter.

Bedanken möchte ich mich besonders bei meiner (Ex-)Frau Katja, meiner Schwester Silke mit Melanie und meinen Freunden, die immer ein offenes Ohr für mich haben und mir helfen, wenn es mir nicht gut geht und mich in diesen Phasen unterstützen. Dafür bin ich sehr dankbar.

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Comments (4)

  1. Dirk

    Hey Jörg,

    mit viel Freude habe ich Deine Reise auf Facebook verfolgt und ich war streckenweise neidisch, aber auch stolz auf dich, dass Du diese Reise mit Deiner Tochter so toll durchgezogen hast. Ich habe nun nur noch 1,5 Wochen Urlaub und habe meinen Plan aus verschiedenen Gründen wieder nicht umsetzen können.

    Du hast es gelernt Dich aus den Tiefen zu befreien, auch dieses Mal packst Du das, davon bin ich zu 100 % überzeugt.

    Ich drücke Dir ganz fest die Daumen.

    • J P

      Danke, Dirk für deinen Zuspruch. Sicherlich wird es wieder aufwärts gehen.
      Ich hoffe das auch du deine Pläne in naher Zukunft wie gewünscht umsetzen kannst.
      Lg Jörg

    • Vicky

      Hallo Jörg!
      Eine großartige Reise hast Du da gemacht. Freue mich für Dich. Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass es mir so ähnlich erging vor 2 Wochen. Habe mit meinem Sohn(16) eine Freundin besucht, die ich in der letzten Reha kennengelernt habe. Alle Problemchen, ob gross oder klein, waren eine Woche lang wie weggeflogen. Ein tolles Gefühl! Kaum zuhause, kommt alles wieder ans Tageslicht. Manchmal denke ich mir einfach, wenn ich es nicht sehe, ist es nicht mehr da. Doch es wird immer da sein. Jetzt versuche ich mal wieder, das Beste daraus zu machen. Das solltest du vielleicht auch tun. Alles braucht seine Zeit. Depressionen lehren uns das.
      Weiterhin viel Kraft!
      Gruß, Vicky

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